21 gute Gründe für Stuttgart 21 Nr.16

16. Mehr Grün – weniger Umweltbelastung

Der Schlossgarten und der Rosensteinpark sind wichtige Naherholungsgebiete für die Stuttgarter Bürger. Mit Stuttgart 21 entstehen Parkflächen in der Größe von rund 30 Fußballfeldern, die für bessere Luft sorgen. Die Grünanlagen mit ihren rund 4200 neu gepflanzten Bäumen werden zusätzlich Kohlendioxid und Feinstaub aus der Luft binden.


Kommentierung:

Der ausgedehnte Rosensteinpark beginnt im Norden am „Löwentor“ und endet an der Wilhelma bzw. im Neckartal und an den historischen Wächterhäuschen am Beginn der Platanenallee im unteren Schlossgarten, der sich dann im mittleren Schlossgarten bis zum Hauptbahnhof und im oberen Schlossgarten bis zum Schlossplatz fortsetzt.

Fliegt man mit Google earth vom Schlossplatz bis zum Löwentor, erkennt man die Größe der Parkanlagen. Natürlich würde es von Vorteil sein, wenn sich der Park noch weiter ausdehnt, aber ist das nötig? Was ist der Preis in Richtung Feinstaub (Abbruch der Gleisfelder, Überwerfungen und Brücken, riesige Baugruben nicht nur im Zentrum mit Abtransport der Gesteinsmassen auch über öffentliche Straßen) und dauerhaft für Luftqualität und Stadtklima (Zubauen der Frischluftschneise, Betonburgen auf A2)?

Es darf sehr bezweifelt werden, ob die
ökologische Bilanz wirklich so positiv ausfällt. Warum sind sonst die Grünen und der BUND gegen Stuttgart 21?

Die versprochenen 30 Fußballfelder (20 ha) an neuer Parkfläche sind zumeist weitab vom Schuss am Rosensteinpark. Etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt und so weit weg wie der Kräherwald oder der Waldbeginn Richtung Fernsehturm.
Es werden aber 8 ha (Flächenangabe Büro Drexler)
mitten in der Stadt, zumeist im Schlossgarten mit seinem alten Baumbestand abgeräumt, zum Großteil mit Beton versiegelt und anstelle von großen Parkbäumen mit häusleshohen "Lichtaugen" garniert. Das wird in der Flächenbilanz glatt unterschlagen!

Bis die neu gepflanzten Bäume (4200 - später auf 5.000 erhöht - ergeben eher einen Wald als einen Park) frühestens in 20 Jahren ihre Wirkung entfalten können, werden erst mal 282 alte Parkbäume mit ihrer riesigen Blattoberfläche fehlen. Wieviel Jahrzehnte wird die Grün-Bilanz negativ bleiben?

Aus der
Presseerklärung der Landschaftsgärtner vom 23. April 2010:

Ein ausgewachsener Parkbaum
• absorbiert pro Jahr ca. 2,5 Tonnen CO
2 (= Ausatmung von 7 erwachsenen Menschen oder 15.000 km Autofahrt bei durchschnittlichem Verbrauch)
• produziert pro Jahr ca. 3.300 m³ Sauerstoff
• bindet pro Jahr bis zu 1.000 kg Staub (Funktion als Luftfilter)
• zieht pro Jahr über die Wurzeln ca. 20.000 Liter Wasser, welches zu einem Teil wieder verdunstet und dadurch eine kühlende Funktion auf die Umgebung hat (Regulierung des Stadtklimas)
........
• kann in diesen Funktionen nur durch ca. 2.000 junge Bäume vollwertig ersetzt werden


Stuttgarter Nachrichten vom 21.10.09:
„Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) weist darauf hin, dass die Bahn AG bei Stuttgart 21 Verpflichtungen übernommen habe. Diese Verpflichtungen sorgen dafür, dass die 5000 neuen Stämme noch enger gesetzt werden müssen. Denn eine Teilfläche der geplanten 20 Hektar Parkerweiterung muss von den Schattenspendern frei gehalten werden. Auf 36.920 Quadratmetern (3,69 Hektar), so BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer, habe sich die Bahn AG in der Planfeststellung zum Tiefbahnhof (sie entspricht der Baugenehmigung) verpflichtet, Trockenstandorte herzustellen. Dazu wird Schotter des aufgelassenen Gleisgeländes verwandt. So soll parallel zur heutigen Platanenallee im Schlossgarten eine Geröllhalde aufgeschüttet werden, auf der sich die bisher auf dem Gleisgelände heimischen Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können. Als Parkerweiterung bleiben damit 16,3 Hektar übrig.“
(Abzüglich der Parkvernichtung durch den Tiefbahnhof ist es noch weniger.)

Ergänzung vom 3.3.2012: Und wie viel „Parkerweiterung“ ist „im Musenbachtal auf Stuttgarter Gemarkung an der Grenze zu Kornwestheim und Aldingen“ PFA1,1?

Mehr Grün ist auch ohne Stuttgart 21 möglich, schließlich sind es etwa 75% der Flächen, die auch ohne Stuttgart 21 frei werden bzw. zum großen Teil schon heute frei sind.

Zum Vergleich die irreführende Behauptung im Turmforum:



Der Schlossgarten??
20 Hektar größer??
Nur mit Stuttgart 21??

Aus einer Mail des BUND vom 22. 2. 10, Zahlen in Übereinstimmung mit Büro Prof. Ostertag:

S 21 generiert nicht 100 Hektar (ha) sondern 84,5 ha an Bahnbrach- und Bahnbetriebsflächen. Städtbaulich nutzbar sind davon lediglich 60 ha und das meiste davon erst nach Abschluss der Bauarbeiten von S 21, frühestens also 2020, eher 2025! Ob diese Flächen dann noch gebraucht werden ist aufgrund der demografischen Entwicklung mehr als unwahrscheinlich. Denn zum Einen sitzt Stuttgart auf den unglaublichen Brachflächenreserven von mehr als 400 ha – amtlich erhoben bis zum Jahr 2025, Tendenz nachwachsend, weil viel produzierendes Gewerbe den Standort Stuttgart aufgibt! Stuttgart hat also kein Flächenproblem, sondern das Problem, diese Flächen mit entsprechendem Personal (Stadtplanungsamt) marktreif zu machen. Jedenfalls reichen die Flächenreserven weit über die noch zu erwartenden Einwohnerzunahmen bzw. Wohnvergrößerungstendenzen der Einzelpersonen hinaus.

(Aus einem Leserbrief:
Von den immer wieder genannten 100 Hektar frei werdenden Gelände hätten seit Jahren über 50 Hektar unverzüglich bebaut werden können. Davon hat bisher nur die landeseigene LBBW demonstrativ gebrauch gemacht. Auch die Bibliothek 21 wird nicht von einem externen Investor gebaut.)
 
Die immer wieder erwähnten 20 ha Parkerweiterungen bei S 21 resultieren weit überwiegend aus Umweltauflagen aus dem Planfeststellungsverfahren. Dort wurde nämlich den Bahnbrachen eine sensationelle Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren bescheinigt. Zusätzlich haben sich die offenen Bahngelände als tragende Säulen der Luftreinhaltung in Stuttgart erwiesen. Ihr starker Abkühlungseffekt nachts hat nämlich zur Folge, dass sich die Kaltluftflüsse ungehindert durch das Nesenbachtal wälzen können und somit bei austauscharmen Wetterlagen nachts für den nötigen Luftaustausch sorgen. S 21 verbaut diese wichtigen Luftleitbahnen in vielen Bereichen. Deshalb muss S 21 bei der Bebauung Auflagen/Ausgleichsflächen für den Luftaustausch erfüllen. So kommen die sogenannten Freiflächen auch für die Parkerweiterung zustande. Weil in der Summe die ökologischen wie stadtklimatischen Schäden durch S 21 nicht an Ort und Stelle ausgeglichen werden können, müssen zusätzlich an anderer Stelle Ersatzmaßnahmen erfüllt werden.
 
Anders beim Konzept K 21. Dort werden städtbaulich nur 14 ha weniger Fläche nutzbar als bei S 21. (die stadtklimatisch heiklen Berei Dialogche werden von K 21 nur in Randbereichen tangiert). Diese Flächen sind allerdings sofort nutzbar, weil sie anders als bei S 21 nicht für die aufwendige Baulogistik gebraucht werden. Viele Städteplaner sind sich einig: wenn in Stuttgart noch Flächen notwendig sind, dann jetzt noch über einen Bereich von 5 bis 10 Jahren. Genau hier bietet sich K 21 an. Nachdem die Gleisflächen bei K 21 erhalten bleiben, fallen die ökologischen und klimatischen Folgeschäden wie bei S 21 nicht an.

K 21 kann zusätzlich den Abstellbahnhof wie bei S 21 nach Untertürkheim verlagern und damit die sogenannte B-Fläche vollständig oder in Teilen dem Park zuschlagen.

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Streitpunkt Fläche („Parkvernichtung“):

Das Problem ist, welche Fläche angenommen wird

  • nur das Dach des fertigen Tiefbahnhofs

  • die Baugrube samt Logistikflächen

  • derjenige Parkanteil, der abgeholzt wird

  • Das fertige Dach samt „Annivellierung“


Sicher können im Bereich der Übergänge zum Bahnhofsdach wieder Bäume gepflanzt werden. Diese Flächen sind jedoch kein vollwertiger Ersatz für den Schlossgarten, weil sie einen ganz anderen Charakter bekommen.

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Bauzeitung Dialog21 vom 5. Juni:
Seite 2, 1.Spalte: „...rund 8 Hektar Baufläche von Stuttgart 21...“