Schwindel-Plakat "Zahlen und Fakten"
(Nachfolgewerbung der „21 guten Gründe für Stuttgart 21“)
Blogeintrag vom 18.9.2014:
Werbung überall, heute um 6:00 Uhr am Bahnsteig 7. Hinten Leuchtwände, auch ganz rechts. Im Vordergrund das Plakat „Stuttgart 21 - Zahlen und Fakten“. Es sind die eingedampften und veränderten „21 guten Gründe für Stuttgart 21“, die seit Dezember 2013 als Druckschrift (5. Auflage) verschwunden, aber in den Spiegelungen des Landesarchivs noch vorhanden sind. In folgenden Blogs werden die 21 „Zahlen und Fakten“ kommentiert unter dem Titel „Schwindel-Plakat“.
Im Blog analysiert vom September 2014 bis März 2015
Das Werbeschlagwort „Magistrale“ wurde in der Schlichtung von der Bahn selbst als inhaltlich bedeutungslos erklärt.
Bahnexperte Prof. Bodack im Memorandum zur Neubaustrecke zu „optimiert“:
„Die geplante Strecke wird geradezu Unsinn, wenn man feststellt, dass sie von 180 m Höhe im Neckartal auf eine Hochebene von 750 Meter führt, die 200 Meter höher ist als die der jetzigen Strecke.“
Werbesprech pur:
Stärkt den Regionalverkehr? Züge aus dem Oberland und aus Sigmaringen können den Tiefbahnhof nicht anfahren, weil die Strecken nicht elektrifiziert sind. Statt direkt nach Stuttgart fahren zu können, müssen die Reisenden in Ulm und Tübingen umsteigen.
„Umsteigefrei“ bedeutet, dass die Züge im Hauptbahnhof nicht mehr wenden können und Durchbindungen zwangsläufig sind. Es geht jedenfalls aus allen Richtungen nur bei einer (1) von sieben (7) Regional-Bahnlinien ohne Umsteigen.
Erweitertes Liniennetz? Die wichtige Gäubahn/Panoramabahn soll abgebaut werden. Die Linienführung über Messe/Flughafen ist ganz entbehrlich, ein S-Bahn-Ringschluss zum Neckartal ist auch ohne S21 möglich.
Schon heute könnte mehr Regionalverkehr sein, aber auch künftig hängt das von den Bestellungen des Landes ab.
Die Fahrzeitverkürzungen sind - neben dem Flächengewinn - das Hauptargument der S-21-Planer. Beim Vergleich mit der Alternative K 21 hingegen ergeben sich jedoch keine entscheidenden Vorteile, teils sind die Fahrzeiten sogar länger. „Vergessen“ wurden die kürzeren und häufigeren Fahrzeiten mit Regionalbussen zum Flughafen. Vergessen wurde auch, dass die Verbindung Stuttgart Hbf - Flughafen mit den 8 Minuten nur alle 2 Stunden geplant ist und noch ein langer Fußweg hinzu kommt. Der Fahrzeitvorteil Stuttgart-Ulm resultiert nicht aus Stuttgart 21, sondern allein aus der Neubaustrecke usw.
K21 (Kopfbahnhofkonzept) schneidet bei den Reisezeiten gut ab: „Auf Abschnitten mit hohem Passagieraufkommen liegt die durchschnittliche Reisezeitverkürzung bei Stuttgart 21 bei 30 Sekunden pro Stunde. Bei Realisierung des Konzepts K21 würden die Fahrgäste im Schnitt dagegen 90 Sekunden pro Stunde schneller ans Ziel kommen.“ (Brisante Studie der SMA: K21 schneidet bei den Reisezeiten gut ab: Stuttgarter Zeitung)
Die Werbung „schneller“ ist also sehr zweifelhaft und eher eine „Luftnummer“
Bahnexperten erwarten von allem Werbesprech ziemlich das Gegenteil!
Es hat sich bei der Erörterung zum Filderbahnhof deutlich gezeigt, dass von einem „vollwertigen Bahnknoten“ keine Rede sein kann. Im Gegenteil, die Planung ist ein Desaster! Der „Fernverkehr“ soll nur alle 2 Stunden verkehren und dieselben Gleise sollen von Gäubahn, S-Bahn und Fernbahn (aus Zürich) befahren werden!
Der „Fernbus“ wandert von der Stadtmitte am Hauptbahnhof zum Flughafen, für die allermeisten Busnutzer eine zeitraubende Verschlechterung.
Prof. Bodack am 18.7.09 in der StZ, Leserkommentar: „Das Schlimmste: Der neue Bahnhof wird schlechter sein als der jetzige, da er wegen nicht kreuzungsfreier Zufahrten und verringerter Bahnsteigkapazität Bahnbetrieb, Zuganschlüsse und Umsteigen erheblich erschweren wird.“
Egon Hopfenzitz zur Leistungsfrage „„Das was unter "Infrastruktur" geschrieben steht dient ausschließlich der Werbung pro S 21 und ist falsch.“
Wer die Menschenmassen erlebt, vor allem morgens und abends in den verkehrsreichen Zeiten, der kann über dieses Bild nur lächeln. Es fehlen zudem die Fluchttreppenhäuser, die die Bahnsteige zusätzlich verstellen. „Einfaches Umsteigen“ ist im Kopfbahnhof zu ebener Erde möglich, die Wege könnten durch zusätzliche Unterführungen verkürzt werden. Die Realität von defekten Rolltreppen und Aufzügen behindert vielfach das „einfache Umsteigen“.
„Komfortabel“ und „barrierefrei“ gilt nur der Kopfbahnhof; für Rollstühle, Fahrräder und Behinderte mit Krücken oder Rollatoren sowie Reisende mit schwerem Gepäck gibt es bei Stuttgart 21 hinderliche Barrièren.
Das Innere bleibt nicht erhalten, sondern wird „entkernt“ und umgebaut, der Bonatz-Bau ist heute schon verstümmelt und kein „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ mehr.
Schönsprech der Bahn und Schönbild von Aldinger und Wolf. Barrierefreie Zugänge nach Definition der Bahn, wirklich barrierefrei ist der Kopfbahnhof, ebenerdig sind vom Nordausgang alle Bahnsteige „bequem“ erreichbar. Dass heute in der Haupthalle nicht längst Aufzüge sind, ist dem Profitdenken der Bahn geschuldet.
Opernarie aus Tosca: „Wie sich die Bilder gleichen.“ Seifenoper Stuttgart 21: „Wie sich die Bilder unterscheiden…“
Visualisierung Fraunhofer-Institut im Auftrag der Stadt Stuttgart.
„Die Verteilerebene des Ingenhovenbahnhofs ist nicht höher als die Klett-Passage.“ (Insider aus dem Fraunhoferinstitut)
Im Vergleich zur Kopfbahnhofhalle Bonatz wieder einmal „Rumpelstilzchen 21“: Gold zu Stroh...(Blog 3.9.09)
So übertölpelt man Menschen, die nicht Bescheid wissen. Die 100-Hektar-Lüge ist offensichtlich: das Gebiet oben links, der „Innere Nordbahnhof“ wäre heute schon frei, wenn dieses große Baugebiet nicht als Logistikfläche für S21 dienen müsste. Desgleichen das Paketpostamt und Teile des Abstellbahnhofs. Zu den 100 Hektar gehörte seither auch das Europaviertel, das hier nicht mehr rot markiert ist, denn dann wird der Schwindel allzu offensichtlich, weil es heute schon bebaut ist, nicht erst „nach der Fertigstellung“. Der Augenschein des „Europaviertels“ lässt erkennen, dass die angebliche „Jahrhundertchance“ bereits vertan ist.
Ergebnis: die 100 Hektar schrumpfen auf etwa ein Drittel der Fläche. Details hier und hier:100 - eine magische Zahl schrumpft zur Drittelwahrheit
Es ist meiner Ansicht nach (da bin ich nicht allein!) nicht gelungen, eine angenehme Aufenthaltsqualität in diesem großspurigen „Europaviertel“ zu schaffen. Die Stadtbibliothek war in der Stuttgarter Kulturmeile neben der Landesbibliothek schöner und zentraler gelegen und zudem leichter erreichbar; der sterile Neubau ist wohl vor allem politisch motiviert. Kinder habe ich bei dem Wohnkomplex „Pariser Höfe“ noch keine gesehen, werde demnächst fragen, ob es sie überhaupt gibt, würde ihnen jedenfalls diese Steinwüste aus Investorenklötzen nicht zum Spielen wünschen.
Noch ist nicht sicher, ob die Flächen wirklich frei werden und diese Werbereden eine Fata Morgana sind. „Stadtquartier Rosenstein“ klingt ähnlich positiv wie „Europaviertel“, kein gutes Vorzeichen…
Diese unsinnige Feststellung, seither auch bei der „Jahrhundertchance für die Stadtentwicklung“ (21 gute Gründe Nr. 13) angeführt, lässt sich leicht entkräften:
gab es vor der Eisenbahn im 19. Jhdt. den Stadtteil Nord noch gar nicht und
es lag zwischen den heutigen Gebieten Ost und Nord landwirtschaftlich genutztes Gebiet („Pragäcker“), später der Rosensteinpark
am Zusammenwachsen hindert auch nach Fertigstellung von Stuttgart 21 die 7-spurige Autopiste B 14 und der untere Schlossgarten/Rosensteinpark. Ost und Nord sind im Bereich Mineralbäder schon heute zusammengewachsen)
wer von Ost nach Nord will, kann heute wie künftig die bestehenden Autostraßen und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, weitere Verbindungen sind nicht vorgesehen (Memory 1 „Der Wall“)
Das sind die „Fakten“, und die scheinbar attraktive Zukunft „wachsen wieder zusammen“ (Formulierung seither: Die Stadtteile im Stuttgarter Norden und Osten wachsen wieder zusammen) ist ein typische Luftnummer.
Bessere Infrastruktur? Prominente Bahnkenner sprechen vom Gegenteil. Attraktiveres Stadtzentrum? Bis jetzt ist davon nichts zu merken, eher Stadt- und Denkmalsschändung. Mehr Arbeitsplätze könnten auch ohne Stuttgart 21 geschaffen und die Gelder dabei nicht so sinnlos verschwendet werden. Eine Verdichtung des Stadtzentrums ist nicht wünschenswert, schon gleich nicht durch die „Investoren“, die sich der Flächen bemächtigen.
„Große Summen“ - hier geht es nicht um ein sinnvolles Bahnprojekt, sondern um Kräfte aus der Wirtschaft und um Profit.
Die Arbeitsplätze müssen als Totschlagargument dienen wie die Behauptungen „ökologisches Projekt“, „mehr Züge“, „weniger Autoverkehr“, die sich bei genauerem Hinsehen als äußerst fragwürdig erweisen.
Der Konstrukteur der „Lichtaugen“, Frei Otto, ist aus dem Projekt schon 2009 ausgestiegen. Stuttgart 21 könnte nämlich zum „Symbol“ des Scheiterns der einheimischen Architektur werden. Bericht über Frei Otto hier.
Das Werbefoto zeigt im Hintergrund Großbäume auf dem Bahnhofsdach - die belächelten „Betonflachwurzler“.
Das „ausgeklügelte Logistikkonzept“ hat bereits versagt, die versprochene Baustraße ist noch nicht fertig, Stuttgart schon lange starken Belastungen ausgesetzt. Wenn erst der Düker anders als ursprünglich geplant oberirdisch gebaut wird und die Stadtbahn in den wichtigsten Linien auf lange Zeit unterbrochen wird, gehen die großen Belastungen der Stuttgarter verstärkt weiter. Das tägliche S-Bahn-Chaos hat seine Ursachen ganz klar in Stuttgart 21 und der oberirdische Bahnhofstrog schikaniert täglich weit über 100 000 Bahnnutzer, die zusätzliche lange und ärmliche Wege im Bahnhof zurücklegen müssen (Blog vom 5.3. „schäbig, billig und provisorisch“).
Es ist jetzt eingetreten, was Gottfried Knapp in der Süddeutschen Zeitung schon 2010 vorausgesehen hat:
„Zunächst muss sich Stuttgart auf die schrecklichste Baustelle seiner Geschichte einstellen. Wenn am Bahnhof demnächst die Bahnsteige provisorisch ins weichendurchsetzte Gleisvorfeld hinausgeschoben werden und die Fahrgäste 100 Meter lange Notbrücken überqueren müssen, dürften, zumindest was den öffentlichen Frust angeht, neue Maßstäbe gesetzt werden.“
„Vor der Hacke ist es dunkel“, diese Erkenntnis aus dem Bergbau heißt auch „vor dem Bohrkopf ist es dunkel“. Die geologischen Probleme im Stuttgarter Untergrund mit seinen Verwerfungen und Dolinen haben bereits den „sicheren Bauablauf“ infrage gestelltt: 10 mal höherer Wasserandrang bei Wangen, Doline im Zugangsbereich Fildertunell, Wasseraustritt bei Bohrloch 203 direkt über dem Fildertunnel.
Blog vom Juni 2009:
19.06.2009
Staufen ruft Oettinger zu Hilfe StN
Altstadt hebt sich unaufhörlich
So dramatisch wie noch nie hat der Bürgermeister von Staufen, Michael Benitz, die Lage der Stadt beschrieben. Er gehe mittlerweile davon aus, dass sich die Altstadt „um mehrere Meter“ heben könnte, falls die fieberhafte Suche nach einem Rettungskonzept erfolglos bleibe.
20.06.2009
Bohrloch 203 bereitet der Bahn Probleme StZ
Stuttgart 21 Ein Wasseraustritt am Ameisenberg legt Baustelle erstmal lahm.
...Doch vom zuständigen Mitarbeiter ist keine Auskunft über Ursachen und mögliche Gefahren des Wasseraustritts zu erhalten: „Ich darf dazu nichts sagen.“
Kommentar: „Doch der Mensch versuche die Götter nicht.“ (Schiller) Goethe urteilte über den Taucher: „Die Ballade selbst stellt uns den Kampf des Menschen mit einer furchtbaren Naturkraft vor Augen... Siegfried Busch: Der Tauchgang des Jünglings war ebenso unnötig wie der Bohrgang durch den Gipskeuper/Anhydrit im geplanten Fildertunnel. Pressemitteilung BUND
„Vor der Hacke ist es dunkel“, diese Erkenntnis aus dem Bergbau heißt auch „vor dem Bohrkopf ist es dunkel“. Die geologischen Probleme im Stuttgarter Untergrund mit seinen Verwerfungen und Dolinen haben bereits den „sicheren Bauablauf“ infrage gestelltt: 10 mal höherer Wasserandrang bei Wangen, Doline im Zugangsbereich Fildertunell, Wasseraustritt bei Bohrloch 203 direkt über dem Fildertunnel.
Blog vom Juni 2009:
19.06.2009
Staufen ruft Oettinger zu Hilfe StN
Altstadt hebt sich unaufhörlich
So dramatisch wie noch nie hat der Bürgermeister von Staufen, Michael Benitz, die Lage der Stadt beschrieben. Er gehe mittlerweile davon aus, dass sich die Altstadt „um mehrere Meter“ heben könnte, falls die fieberhafte Suche nach einem Rettungskonzept erfolglos bleibe.
20.06.2009
Bohrloch 203 bereitet der Bahn Probleme StZ
Stuttgart 21 Ein Wasseraustritt am Ameisenberg legt Baustelle erstmal lahm.
...Doch vom zuständigen Mitarbeiter ist keine Auskunft über Ursachen und mögliche Gefahren des Wasseraustritts zu erhalten: „Ich darf dazu nichts sagen.“
Kommentar: „Doch der Mensch versuche die Götter nicht.“ (Schiller) Goethe urteilte über den Taucher: „Die Ballade selbst stellt uns den Kampf des Menschen mit einer furchtbaren Naturkraft vor Augen... Siegfried Busch: Der Tauchgang des Jünglings war ebenso unnötig wie der Bohrgang durch den Gipskeuper/Anhydrit im geplanten Fildertunnel. Pressemitteilung BUND
Aus geologie21:
Im Bereich zwischen den Stadtbahnhaltestellen Staatsgalerie und Arnulf-Klett-Platz gab es beim Bau der U-Bahn bereits Probleme mit aufdringendem Mineralwasser und einem deutlichen Mineralwasserrückgang bei den Berger Quellen.
Die Basis des Nesenbachdükers liegt mit 218 m über NN deutlich tiefer als die S-Bahn, in einem aus geologischer Sicht viel komplizierterem Bereich!
schwarze Pfeile = Verwerfungen
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Wenn das stimmt, ist der Bau von Stuttgart 21 ein hohes Risiko und unverantwortlich!
Büttenrede S.B. am Rosenmontag 2013:
Aus 21 gute Gründe für Stuttgart 21: Die Mineralquellen sind gut geschützt…
Jetzt hört Euch mal an, was im Text dabei steht: Die Mineralquellen „werden ständig auf ihre Ausschüttung und Zusammensetzung des Wassers untersucht. …Bei Abweichungen werden sofort schon im Vorfeld festgelegte Maßnahmen ergriffen.“ Aha! Schon im Vorfeld festgelegte Maßnahmen! Vergesst aber nur nicht die Plakate mit der Aufschrift: „Mineralbad geschlossen!“
Diese Werbung ist ganz verlogen, es sind Versprechungen in Richtung „greenwash“, mehr dazu hier lesen.
Überfallartig (Bahnchef Dürr) wurde das Projekt vorgestellt, mit fragwürdigen Blockabstimmung der Parteien (Nötigung der Abgeordneten) durchgesetzt und mit einer verlogenen Werbekampagne durch die Volksabstimmung gebracht. Dass jahrelang das Projekt in den Umfragen abgelehnt wurde, davon ist natürlich nicht mehr die Rede.