„Der Dichter spricht“



Der Dichter spricht (1) 29. Mai 2009


„Sei, wenn Neues du sagst, so bestimmt als möglich, doch sei auch
völlig gewiss, man seh‘s schief, und erkläre dich falsch.
Denn du begehst ja nur einmal den schrecklichen Fehler der Neuheit…“
(Klopstock)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Schuster,
das
Neue, das Sie so bestimmt sagen, steht auf Ihrer CD mit den 130 Folien, die Sie verteilen lassen und von denen man sagt, dass sie „an Irreführung und Lügen kaum noch zu überbieten sind“. Wie schief Sie damit liegen, können Sie auch in den Kommentierungen zu den „21 guten Gründen“ sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Busch

(Dieser Blogeintrag wurde an OB Dr. Schuster weitergeleitet.)


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Der Dichter spricht (2) 31. Mai 2009

SPD: „Stuttgart 21 ist gut investiertes Geld und wirtschaftlich sinnvoll“
(Aktuelle Themen, Stuttgart 21 I - Link nicht mehr aktiv!)

Der Dichter spricht (2):

„Sieh deine Ansichten und sieh: sie sind alt
Erinnere dich, wie gut sie einst waren!
Jetzt betrachte sie nicht mit deinem Herzen, sondern kalt
Und sage: sie sind alt.“ (B. Brecht)


Hallo SPD und Befürworterparteien,
Ausgangspunkt waren damals 2,8 Milliarden.
Das ist alt! Stuttgarts Beitrag war 31,5 Mio. Euro. Das ist alt! Wie wäre eine Neubesinnung wie beim Wasser? Den Bahnhof können Sie später nicht mehr zurückholen!
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Der Dichter spricht (3) 13. Januar 2011

Christian Morgenstern:

Was braucht ein Volk für Gönner?
Wahrheit-sagen-Könner.

Dieses ewige pro-domo-reden -
wie entbehrt es jeder Scham,
und wie sagt es klar für jeden,
wie die Macht herunterkam.

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Der Dichter spricht (4) 7. März 2011

„Mächte suchen Macht, und Macht will Beute,
Und wer mag, wird unrecht Gut gewinnen.
Du nicht, du. Es sollen diese Siege
Dir nicht Siege sein.“

Albrecht Goes, Literaturpreis der Stadt Stuttgart 1994,
aus dem Gedicht „Motette“

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Der Dichter spricht (6) 27. Juni 2011

Doch der Mann in einer heitren Regung
Fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?”
Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.”


BERTOLT BRECHT LEGENDE VON DER ENTSTEHUNG DES BUCHES TAO TE KING AUF DEM WEG DES LAOTSE IN DIE EMIGRATION

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Der Dichter spricht (7) 9. Juli 2011

„Es ist schimpflich, eine Börse zu leeren - es ist frech, eine Million zu veruntreuen - aber es ist namenlos groß, eine Krone zu stehlen. Die Schande nimmt ab mit der wachsenden Sünde.“ (Hervorhebung original)

Friedrich Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (dritter Aufzug, zweiter Auftritt)

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Der Dichter spricht (8) 12. Juli 2011

Stuttgarts populärer Altbürgermeister Manfred Rommel ist der meist gelesene Lyriker im Land, wie er selbstironisch sagte. Ich bin ein bekennender Rommel-Fan, weil er den Punkt sehr oft mit Witz und Verstand getroffen hat.

„Bei manchem, was man vorwärts treibt,
wär’s gut, wenn’s gänzlich unterbleibt.“
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1996, Killesbergmesse: 1,6 Millionen Besucher.
2010,
neue Messe am Flughafen: 1,1 Millionen Besucher.

Auch das Großprojekt Main-Donau-Kanal enttäuschte die Erwartungen.
Rückgang des Containerverkehrs von rund
10 000 Containern in 2000 auf
1 000 Container in 2009!
Bei den Massengütern wird die mögliche Kapazität weit unterschritten.

Beide Großprojekte dürften im Vergleich mit Stuttgart 21 einmal viel besser dastehen, obwohl beide die Erwartungen nicht erfüllt haben.

Wenn es künftig verstärkte Probleme mit der Realisierung von Großprojekten gäbe, wäre es bei ähnlich starken Bedenken wie gegen die Messe, den Donaukanal und Stuttgart 21 nur gut für das Land.


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Der Dichter spricht (9) 24. Juli 2011

Aus einer Mail von heute: „...der Position von Frau Müller-Enßlin (siehe Blog von gestern) kann man sich nur anschließen. Es wird höchste Zeit, dass eine Gegenbewegung zu dieser Farce von 'demokratischer' Entscheidung entsteht. Der Volksentscheid wäre die Legitimation dieses unsäglichen Lügengebäudes, die Perversion von Demokratie.“
Oder mit Erich Kästner zu sprechen:
Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!

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Der Dichter spricht (10) 3. Januar 2012

Stefan George:
„Komm in den totgesagten park und schau:
…….“

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Der Dichter spricht (11) 20. Mai 2012

Die Grenzen der Aufklärung

Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel:
im Tunnel bleibt es immer dunkel.
Erich Kästner

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Der Dichter spricht (12) 3. Juli 2012

Hermann Hesse:
„Heute liegt die politische Vernunft nicht mehr dort, wo die politische Macht liegt. Es muß ein Zustrom von Intelligenz und Intuition aus nicht-offiziellen Kreisen stattfinden, wenn Katastrophen verhütet oder gemildert werden sollen. Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“
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„Die Sache schien längst erledigt. Nur die Unentwegten, so der allgemeine Eindruck, demonstrierten noch jeden Montag gegen den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof. Dass sie noch Chancen hätten, das Projekt Stuttgart 21 aufzuhalten, glaubte so gut wie niemand.“
Frankfurter Rundschau - online von heute 3. Juli

Gestern versuchten wieder fünf „Unentwegte“ aus dem Mössinger Aktionsbündnis das „Unmögliche“ bei der 129. (!) Montagsdemo.

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Der Dichter spricht (13) 26. Juli 2012

Wagner zu Faust in der Volksmenge vor dem Stadttor: „Welch ein Gefühl musst du, o großer Mann, Bei der Verehrung dieser Menge haben! O glücklich, wer von seinen Gaben Solch einen Vorteil ziehen kann!“ _________________________________
OB Dr. Schuster erntete gestern beim Pausengespräch mit Harald Schmid vor der Stuttgarter Oper
/www.swr.de/faszination-musik/ lautstarke Pfiffe und Hohngelächter aus dem zahlreichen Publikum am Eckensee (Großbildleinwand, weltweite Direktübertragung von Mozarts Don Giovanni). Peinlich, peinlich, Herr Dr. Schuster, „welch ein Gefühl“ mussten Sie bei der „Verehrung“ dieser Menge haben? Sie haben der Stadt- und Parkzerstörung zugestimmt… noch könnten Sie das Schlimmste verhindern und Ihr angeschlagenes Image aufbessern, ich bitte Sie darum.

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Der Dichter spricht (14) 12. November 2012

„Ich klage mich in meinem Herzen an:
Ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab´ mich selbst und andere belogen.
Ich kannte früh des Jammers ganze Bahn -
Ich hab´ gewarnt - nicht hart genug und klar!
Und heute weiß ich, was ich schuldig war…“


Aus Sonett „Schuld“ von Albrecht Haushofer (1945)

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Der Dichter spricht (15) 16. Dezember 2012

Rom und Stuttgart: alles schon da gewesen!
„Hier in Rom kann man das recht fühlen, wo so manche Willkürlichkeit gewütet hat, wo so mancher Unsinn durch Macht und Geld verewigt worden.“ (J.W.v. Goethe, Tagebuch „Italienische Reise“ am 13.Dez.1786 in Rom.)

In Stuttgart sind es außer „Macht und Geld“ noch die Schwindeleien „LGPCK“:

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Der Dichter spricht (16) 11. April 2013


„Und da der Mann einmal im Zuge war war, bescherzte er noch mehrere Polizeimißbräuche, mir zu tröstlichem Beweis, daß der Mensch noch immer Humor genug hat sich über das Unabwendbare lustig zu machen.“
(J.W.v. Goethe, Tagebuch „Italienische Reise“ am 5. April 1787 aus Palermo)

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Der Dichter spricht (17) 28. Mai 2013

Bertolt Brecht:
„Die etwas fragen verdienen Antwort.“
(Werk: Legende vom Weg des Laotse in die Emigration)
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Das sollte auch für „23 offene Fragen zu Stuttgart 21“ von Dr. Engelhardt gelten, die er an die Landesregierung stellt.

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Der Dichter spricht (18) 18. Juni 2013

Demoplakat Juni 2013
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Geschrieben in Stuttgart ab 1777 (Die Räuber)
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Aus der Website Volksbewegung: „Es ist soweit! Die Kleinen hören gerade auf zu kriechen!“

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Der Dichter spricht (19) 5. Juli 2013

Eduard Mörike
Einem kunstliebenden Kaufmann
„Ohne das Schöne, was soll der Gewinn?
Dem feineren Sinn nur duftet die Blüte des Glücks.“

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Der Dichter spricht (20) 16. Juli 2013


Wilhelm Müller (1821)

„Vom Wasser haben wir´s gelernt, vom Wasser.

Das hat nicht Ruh´ bei Tag und Nacht,
ist stets auf Wanderschaft bedacht.“
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Stuttgarter Zeitung: Erörterung zum „Grundwassermanagement“
abgebrochen!

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Der Dichter spricht (21)

Aus JEDERMANN von Hugo von Hofmannsthal

SCHULDKNECHT:

Geld ist nicht so wie andre War
Ist ein verflucht und zaubrisch Wesen,
Wer seine Hand ausreckt darnach
Nimmt an der Seele Schaden und Schmach,
Davon er nimmer wird genesen.
Des Satans Fangnetz in der Welt
Hat keinen andern Nam als Geld.
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„S21 ist für die Bahn und ihre Manager ein Bombengeschäft.“
(Rede von W. Kuebart bei der 185. Montagsdemo)
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Der Dichter spricht (22)

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Foto S. Busch

Wilhelm Busch „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“:

„Und Übermut kommt zum Beschluss,
der alles ruinieren muss.


Stuttgart 21 ist Hybris = Unmöglichkeit, Vermessenheit,
Übermut, Überheblichkeit, Frechheit, Gier, Frevel, Größenwahn: trifft alles zu!

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Der Dichter spricht (23)

Heute Spaziergang durch Schweinfurt über den Marktplatz mit dem Rückert-Denkmal:
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Spruch am Rückert-Denkmal:
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Der Dichter spricht (24)

J. W. v.Goethe:

"Es ist mit Meinungen, die man wagt, wie mit Steinen, die man voran im Brett bewegt; sie können geschlagen werden, aber sie haben ein Spiel eingeleitet, das gewonnen wird."
(Aus: Maximen und Reflexionen. Eigenes und Angeeignetes in Sprüchen.“)
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S.B. Mein täglich geführtes Internet-Tagebuch (Blog) www.metropolis21.de ist am 1.1.2009 begonnen worden und enthält „Eigenes und Angeeignetes“. Fünf Jahre Meinungen in Form von kommentierten Informationen, Glossen, Satiren, Bildern und Zitaten. Ich bin überzeugt, auch „sie haben ein Spiel eingeleitet, das gewonnen wird.“ Die Hybris der Betreiber von S21 wird im Desaster enden - bereits heute liegen Merkmale des Scheiterns offen, bemäntelt durch parteiische Medien und politischen Druck.

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Der Dichter spricht (25)

„Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.“

Johann Wolfgang von Goethe (Werk: Maximen und Reflexionen, Nachlass, Über Literatur und Leben)
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Das Projekt „Querdenken“, später Stuttgart 21, war eine Idee von Politikern. Diese Idee war jedoch verfehlt und die Planung „Murks“ (sma-Chef Stohler) . Bahn-Fachleute haben nie verstehen können, warum ein Hochleistungs-Bahnhof einem halb so großen U-Bahnhof weichen soll. Aber die Politik möchte nicht zurück und die Bahn kommt bei der Umsetzung „nicht zu Rande“. „Murks bleibt Murks“, Demoplakat im Blog vom 30. März.

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Der Dichter spricht (26)

J.W.v.Goethe, Iphigenie, 2. Aufzug, 1. Auftritt, Schluss
PYLADES:
Wohl uns, daß es ein Weib ist! denn ein Mann,
Der beste selbst, gewöhnet seinen Geist
An Grausamkeit und macht sich auch zuletzt
Aus dem, was er verabscheut, ein Gesetz,
Wird aus Gewohnheit hart und fast unkenntlich.
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Warum habe ich bei diesem Text an unseren Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann gedacht? „Der beste selbst…“ „verabscheut“ Stuttgart 21 (denn er kennt die Schwächen, Probleme und Verlogenheit), er macht aber die Volksabstimmung zum „Gesetz“ und wirkt auf uns Stuttgart21-Gegner inzwischen „hart und fast unkenntlich“. Oder sind diese Assoziationen unangemessen und unfair?

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Der Dichter spricht (27)


An sich selbst
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir, und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan sein muss, und eh man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kannst das wird noch stets geboren.


Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,

Und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist, und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.

Paul Fleming (Flemming)
(1609 - 1640), deutscher geistlicher Dichter und Lyriker des Frühbarock, posthum 1646 Ausgabe seiner Teütschen Poemata


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Der Dichter spricht (28)

„…kann nicht zurück, möcht' er auch gern!“
Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, 2. Aufzug / 5. Szene
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Warum die „Vorhabensträger“ trotz des Wissens um das heute schon sichtbare Desaster von Stuttgart 21 nicht mehr zurück können? Hier eine einsichtige Begründung: „…eine Heerschar von Politikern und Managern würden wohl mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt, wenn sie einräumen müssten,  jahrelang auf ein falsches Pferd gesetzt zu haben. Karrieren wären abrupt zu Ende, eine Flut von Strafverfahren, Schadensersatzforderungen und mediale Pranger würden viele bis an ihr Lebensende begleiten.“ (Aus einer Rundmail von Werner Sauerborn.)

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Der Dichter spricht (29 a))

Die Menschen in Stuttgart und Baden-Württemberg glauben in der breiten Mehrheit den parteiischen Berichten in der Presse und den Politikern, die das Projekt durchboxen wollen. Aber längst nicht alle folgen den „entrollten Lügenfahnen“!

„Und auf vorgeschriebenen Bahnen
zieht die Menge durch die Flur;
den entrollten Lügenfahnen
folgen alle! - Schafsnatur!“


Quelle: Goethe, Faust 2, IV. Auf dem Vorgebirg. (Zweiter Kundschafter)

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Der Dichter spricht (29 b)


Zum Wahnsinn Stuttgart 21:

„Wahn, Wahn, überall Wahn.“

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Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, 3. Akt, Wahnmonolog. Gestern Direktübertragung aus der MET New York in Kinos weltweit, (ich war in Albstadt-Ebingen).

Erich Kästner, Der Dezember („Die 13 Monate“):

„Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin. 
Nichts bleibt. Und nichts vergeht. 
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn. 
Nützt nichts, dass man's versteht.“
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Der Dichter spricht (30)

„Es gibt für Unzählige nur Ein Heilmittel - die Katastrophe.“
Christian Morgenstern „Vom offenbaren Geheimnis“, Aphorismen, München 1954
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Leider müssen alle Menschen die Katastrophe ausbaden.

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Der Dichter spricht (31)

„So spricht die edle Rasse: Ich tue dies und das, weil ich es mir schuldig bin.“

Christian Morgenstern „Vom offenbaren Geheimnis“, Aphorismen, München 1954
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Einer von der edlen Rasse ist gestorben,
Gerald Rollet war aktiv bei den SeniorInnen gegen S21. Über Stuttgart hinaus bekannt wurde er, als er 2012 mit 86 Jahren im Winter bei minus 13 °C einen Baum im Schlossgarten besetzte, um gegen die angekündigte Baumfällung zu protestieren.
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Ergänzung: Bericht in BILD mit mehreren Fotos


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Der Dichter spricht (32)

Christian Morgenstern, Gesammelte Werke, Piper, S.541:

„Wo zu, so fragt man sich, Reichtum, Wohlstand, Macht,
wenn alles dies die Menschen nur
verflacht?

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Der Dichter spricht (33)

Friedrich Schiller, Ballade „Der Taucher)

„Es freue sich,
Wer da atmet im rosigten Licht!
Da unten aber ist's fürchterlich,
Und der Mensch versuche die Götter nicht…“
_________________________
Kommentar morgen!
Friedrich Schiller, Ballade „Der Taucher“


„Es freue sich, wer da atmet im rosigten Licht!
:
Die Luftqualität ist oberirdisch unvergleichlich besser und das natürliche Licht schöner als Kunstlicht, sehr deutlich merkbar bereits beim Abstieg von den Kopfbahnsteigen zur U-Bahn und dann noch mehr zur S-Bahn.


„Da unten aber ist's fürchterlich,“

Das Tunnelsystem S21 ist anfällig für Terroranschläge (so war es vor 10 Jahren in der Londoner U-Bahn, wo die Menschen stundenlang in den Tunnels ausharren mussten: Am Morgen des 7. Juli 2005 kam es in London während des Berufsverkehrs innerhalb kürzester Zeit zu insgesamt vier Explosionen, ausgelöst durch Bombenträger in drei U-Bahn-Zügen und einem Doppeldeckerbus. Dabei wurden 56 Menschen (inklusive der vier Selbstmordattentäter) getötet und über 700 teilweise schwer verletzt. Viele Menschen waren bis zum Nachmittag in den betroffenen Zügen eingeschlossen.“)


„Und der Mensch versuche die Götter nicht…“

Ist das „Grundwassermanagement“, der Nesenbachdüker und der Tunnelring unter Stuttgart (Neckaruntertunnelung) eine Hybris? Also (ohne hohes Risiko) Unmöglichkeit, Vermessenheit, Übermut, Überheblichkeit, Frechheit, Gier, Frevel, Größenwahn? Die aktuellen Untersuchungen zur Geologie gehen in diese Richtung.


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Der Dichter spricht (34)

Keine öffentliche Anhörung zu den geänderten Plänen Filderbahnhof. Stuttgarter Zeitung: „Eine Erörterungsveranstaltung ist hingegen nicht vorgesehen.“ (Die letzte Erörterung gestaltete sich zur Peinlichkeit für die Bahnvertreter, sie wurde abgebrochen, als es endlich um die Sinnhaftigkeit, die Planrechtfertigung für Stuttgart 21 ging.)

„So scheut das böse Gewissen Licht und Tag.“
Goethe, Reineke Fuchs, Erster Gesang


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Der Dichter spricht (35)

„Es schleicht sich Eitelkeit allhie an allen Enden ein.“
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Aufgeführt beim Europäischen Musikfest Stuttgart am 10.9.2015. Originaler Zusammenhang in der Kantate 194 von J.S. Bach ist Kirchenbau und Orgelweihe, leicht zu übertragen auf andere Bauvorhaben wie Stuttgart 21.

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Der Dichter spricht (36)

Rilke, Sonette an Orpheus, aus Sonett 18:

Sieh, die Maschine:
wie sie sich wälzt und rächt
und uns entstellt und schwächt.“

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Wer denkt da nicht gleich an die Tunnelbohrmaschinen…

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Der Dichter spricht (37)

Blogeintrag vom 31. Mai 2009, gekürzt und aktuell kommentiert:

SPD: „Stuttgart 21 ist gut investiertes Geld und wirtschaftlich sinnvoll“
(Aktuelle Themen, Stuttgart 21, - Link nicht mehr aktiv!)

Der Dichter spricht (2):
„Sieh deine Ansichten und sieh: sie sind alt
Erinnere dich, wie gut sie einst waren!
Jetzt betrachte sie nicht mit deinem Herzen, sondern kalt
Und sage: sie sind alt.“ (B. Brecht)

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10.102015: Hallo SPD, habt Ihr nicht mitgekriegt, dass sowohl S21 als auch die Neubaustrecke sich längst als unwirtschaftlich erwiesen haben und nur mit faulen Tricks („leichte Güterzüge“ z.B.) schöngerechnet wurden? Die SPD-Position von 2010 ist immer noch vorne auf der Website der SPD. Längst überholt!

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Der Dichter spricht (38)

Manfred Rommel war vor Jahren der meistgelesene „Dichter“ im Lande, seine Gedichte treffen oft genau ins Schwarze.
„Manches ist so ernst, dass es sich nur im Spass sagen lässt.“ (Video Minute 8:00)

Lob des Streites

Wo gestritten wird und diskutiert,
wird wenigstens nichts durchgeführt.
Bei manchem, was man vorwärts treibt,
wär’s gut, wenn’s gänzlich unterbleibt.

(Manfred Rommels gesammelte Gedichte, Engelhorn-Verlag Stuttart, 3. Auflage 1994 S. 42)



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Der Dichter spricht (39)


Berthold Brecht, aus der „BALLADE VON DER UNZULÄNGLICHKEIT MENSCHLICHEN PLANENS“:

„Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.“

Was heißt hier „noch’nen zweiten Plan“; für den S21-Bahnhof gibt es inzwischen 13 Planänderungen = Pläne. „…Und mach dann noch’nen vierzehnten Plan / Gehn tun se alle nicht“…

Das Brecht-Zitat wird oft angeführt, zum Beispiel im Artikel „Ja, mach nur keinen Plan“ von Prof. Arno Lederer, einstens in der Jury pro Ingenhoven-Bahnhof.

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Der Dichter spricht (40)

„Der Dichter spricht“ ist ein Klavierstück von Robert Schumann, in meiner Blogserie dieses Titels geht es um Dichterworte, die Stuttgart 21 beleuchten oder kommentieren können. Aktuell gibt es wieder das Pokern, genannt Koalitionsgespräche, wo Überzeugungen und Versprechungen der „Macht“ zuliebe aufgegeben werden wie damals Grüne/SPD bei Stuttgart 21.

Dieses ewige pro-domo-reden -
wie entbehrt es jeder Scham,
und wie sagt es klar für jeden,
wie die Macht herunterkam.

Kann man es gültiger sagen als Christian Morgenstern?

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Der Dichter spricht (41)

W.v.Goethe, aus der Ballade vom Zauberlehrling:

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.


Aus einer Rundmail von gestern:
„…Das Projekt führt sich selbst ad absurdum, und die Betreiber würden lieber heute als morgen aussteigen, hätten sie nur einen Anlass, der ihnen erlaubte das Gesicht zu wahren. Ein Umstieg dieses oder nächstes Jahr wäre immer noch um viele Milliarden billiger als der Weiterbau…“



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Der Dichter spricht (42)

„Um der Zukunft willen setzt man das Gegenwärtige hinten und verliert es.“ (Goethe)

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Der Dichter spricht (43)

Manches Herrliche der Welt
ist in Krieg und Streit zerronnen.
Wer beschützet und erhält,
hat das schönste Los gewonnen.

Quelle: Zu Kunst und Bildern, Beschildeter Arm
(J.W.v. Goethe)

Umstieg 21 – Baustellen umnutzen!


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Der Dichter spricht (44)

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J.W.v.Goethe Werke Bd. 37 zu den Briefen Winckelmanns, hier zu dessen Konversion zur Röm.-Kath.Kirche beim Aufenthalt in Rom.
Interpretation im Hinblick auf die Situation der Politiker, die am Projekt S21 festhalten:
Wer von ihnen am Glauben an Stuttgart 21 abfällt, wird „mit einer Art von Makel bespritzt“, der ihm dann anhaftet.

Sie beharren unbedingt auf ihrer Position zu S21, weil sie Parteien angehören und vor allem ihr eigenes Wohl „beständig im Auge“ haben mit Ausschluss von Gefühl und eigener Überzeugung. Sie sind mit Stuttgart 21 schicksalhaft verbunden und sollen „ausdauern“.

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Der Dichter spricht (45)

Thomas Mann 1939:
„Demokratie ist nichts anderes als der politische Aspekt des Geistes ... Ich sehe heute, dass sich der deutsche Bürger im Irrtum befand als er glaubte, der Mensch könne kultiviert und unpolitisch sein“.

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Ausnahmsweise ganz persönlich und wird hoffentlich nicht als peinliche Angeberei abqualifiziert: Heute morgen hörte ich im Radio swr2 die Bach-Kantate 61 „Nun komm, der Heiden Heiland“, um 9:30 schaute ich zusammen mit meiner Frau im ZDF den Ökumenischen Gottesdienst aus Linz, war abends im Ballett der Stuttgarter Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“ und lernte vorhin noch ein paar Takte von Bachs Orgel-Passacaglia am Cembalo auswendig.
Unpolitisch möchte ich aber nicht sein! Mein Engagement bestand u.a. aus einem Beitrag aus dem Stuttgart-21-Widerstand „Was ist Umstieg 21?“ (Veranstaltung im Theaterhaus Stuttgart) und meinem täglichen Blogeintrag.



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Der Dichter spricht (46)

Bertold Brecht, aus „Das Lied von der Moldau“:
„Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.“

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Der Dichter spricht (47)

J.W.v.Goethe
„Man lernt das Vortrefflichliche nur in dem Maße kennen, insofern man das Mangelhafte einzusehen imstande ist.“
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Das Vortreffliche des Stuttgarter Hauptbahnhofs steht fest, ist vielfach bewiesen und bewährt (Pünktlichkeit, Sicherheit, ebener Zugang zu den Bahnsteigen, frische Luft…). Das Mangelhafte an Stuttgart 21 steht ebenso vielfach fest. Zum Beispiel der „unheilbare Mangel“ der fehlenden Betriebssicherheit, wie sie im Vortrag von Dr. Sierig nüchtern und deutlich beschrieben wurde. Von den Befürworterparteien wollte es offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen werden, denn sie besuchten diese Veranstaltung gar nicht.

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Der Dichter spricht (48)
24.5.17

Die Schwächen und Fehler des Bahnprojekts Stuttgart 21 sind gekennzeichnet von Überheblichkeit, Frechheit, Gier, Frevel, Größenwahn, Unmöglichkeit, Risiko, Vermessenheit, Übermut, Täuschung, Unwahrheit, Verschwendung, Bevormundung, Unrecht…

Dichter aus allen Zeiten haben es treffend beschrieben und entlarvt.

Vokabeln, die auf den Widerstand gegen Stuttgart 21 zutreffen wären z.B.
Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Ausdauer, Einsicht, Sparsamkeit. Auch dazu können die Dichter etwas sagen.

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Der Dichter spricht (49)
5.7.17

„Jede große Idee, sobald sie in die Erscheinung tritt, wirkt tyrannisch; daher die Vorteile, die sie hervorbringt, sich nur allzubald in Nachteile verwandeln.

Man kann deshalb eine jede Institution verteidigen und rühmen, wenn man an ihre Anfänge erinnert und darzutun weiß, dass alles, was von ihr im Anfange gegolten, auch jetzt noch gelte.“

J.W. v. Goethe, Sprüche in Prosa, Sämmtl. Werke Bd.3, Stuttgart und Tübingen 1853
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Wer kann die „große Idee“ Stuttgart 21 auch jetzt noch „verteidigen und rühmen“?

Siehe Rumpelstilzchen 21: Gold zu Stroh spinnen.


Mein Statement am 12. November 2014 gegen Ende der Anhörung Filderbahnhof in der Filderhalle Leinfelden: "Die guten Gründe sind weitgehend abhanden gekommen und damit ist die Sinnhaftigkeit des Projekts und die Planrechtfertigung dahin.“

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Der Dichter spricht (50)
23.7.17

Sei sanft, wenn du kannst,
das Leben ist sowieso hart und schwer.

Vielleicht hat es das früher gegeben,
jetzt gibt es das nicht mehr:
Leicht sein und einfach leben
ohne Nutzungs- und Musterungsschein.


Wenn wir uns nicht Liebe geben,
uns umfangen und uns erheben,
betonieren sie uns ein.


Eva Strittmatter

Die Blogs von 2009 bis 2017 sind jetzt zusammengetragen auf einer eigenen Seite „Der Dichter spricht“(1 - 50)