„Gefährliche Deutsche! Sie ziehen plötzlich ein Gedicht aus der Tasche oder beginnen ein Gespräch über Philosophie.“ (Heinrich Heine)

5.9.2020

Stuttgarter Denkmalpflege

Wusstest du, dass das Denkmalamt,
(Sich einst in der Villa Gemmingen befand),
Vom Teufel aus der Stadt verbannt,
Auf dass man künftig freie Hand
Zum Abbruch hat beim (Denkmal-) Bestand?

So konnt‘ man beim Bahnhofwettbewerb
Skrupellos Paul Bonatz‘ Werk
Hin zum Abbruch manövrieren,
Ohn‘ sich dabei auch zu genieren.

Dass Stuttgart eine Stadt im Tal
Vergisst der Planer in dem Fall,
Und gräbt bis untern Nesenbach,
Als Geologe ist er schwach!

Ein Herrenknecht vom schwarzen Wald
Betritt die Bühne auch schon bald.
Und bringt mit seines Maulwurfs Zangen
Die (Gips-) Keuper-Formation zum Bangen.

Stößt vor fast zum Erdmittelpunkt,
Sankt Barbara zur Seit ihm stund.
So wird manch Lobbyist geheiligt,
Und Lothar Späth war auch beteiligt.

Statt einem Bahnhof nun gleich vier,
Das wird der Hauptstadt neue Zier.
Der Bahnhof frech verschandelt wird,
Das Denkmalamt wird vorgeführt!

Die hehren Muschelkalkarkaden,
Die Stolz des Hauptbahnhofes waren,
Dienen nur noch als Corsage
Der neuen Bahnhofs-Entourage.

Indessen gräbt man lustig weiter
Im Schlossgarten, was gar nicht heiter,
Ein Düker soll ja dort noch kommen,
Zu unser und der Planer Frommen,

Dass Wasser, das von Hängen fließt,
Sich nicht in den Hauptbahnhof ergießt,
Und dass bei künftigen Ergüssen,
Bahnreisende nicht schwimmen müssen.

So können auf des Bahnofs Steigen
Inliner und Skater ihre Künste zeigen
Auch Rollstühle und Kinderwagen
Sollen sich auf die Rampen wagen

Müht man sich auf der steilen Rampe,
Verliert man schnell auch seine Wampe,
Asthmatiker, ohnehin in Atemnot
Seh‘n bei sechs Meter Höhe rot.

Willst du nun nach Bratislava reisen
Muss leider ich darauf verweisen,
Dass dies nur in zehn Jahren geht,
Weil hier keiner was vom Bau’n versteht.

Vor zehn Jahren hats begonnen,
Seither ist viel Zeit verronnen.
Auch das Geld lief hier davon,
Acht Milliarden sind es schon.

Zuerst mal zwei, dann vier, nun sechs,
Baukosten sind wie ein (Krebs-)Gewächs
Und sind in dem Projekt nicht wichtig,
Befand auch Öttinger als richtig.

Statt die Gäubahn auszubauen
Wollen die Planer, diese Schlauen,
Uns am Flughafen verdingen,
Um uns so nach Zürich zu bringen.

Ökologisch denkt man schon,
Denn das ginge ohne Strom,
Doch halt mit Kerosin und Lärm,
So planen die Ökonomen gern.

Statt uns nach Genua zu bringen
Will man in die Slowakei uns zwingen;
Betrogen hat man so die Schweiz,
Was (längst) versprochen war bereits.

Lang schon geht das zähe Ringen,
Die Güter auf das Gleis zu bringen,
Doch hat man nun auch dies verschlafen:
Nur Spielzeugzüg die Steigung schaffen!

Oh du armes Schwabenland
Hast dich nun total verrannt
Im Kapitel Größenwahn,
Das benannt ist: Deutsche Bahn.


Wie bescheuert man auch denkt,
Einer kommt, der das einrenkt
Und bezahlt, und das ganz bieder:
Der Steuerzahler, immer wieder.


Eckart Schäffer 05-09-20
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Sonett nach Andreas Gryphius, 1616-1664


Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret,
der frechen Obrigkeit, der Bagger raffend Zahn,
wer hat das nur erdacht, wer uns das angetan?
Was einst der Krieg verschont, das wird nun aufgezehret.

Der Bahnhofsturm bleibt stehn, er dient als Alibi,
Im Rathaus zieht man aus, will aus der Schuld sich stehln,
und die Regierungsbank, sie lässt es halt geschehn –
wieder mal falsch gewählt – die Schwaben Rhapsodie.

Denn unsre Innenstadt, machen nun Geier platt,
Maßstäbe sind dahin, die‘s mal gegeben hat,
wo bleibt die Stadtbaukunst, wo die Architektur?

Im Herzen dieser Stadt zählt nur noch Zaster satt,
Und übers „Oben bleiben“, da lächeln sie nur matt.
Was früher höchstes Gut, für sie ist‘s Makulatur.

E.S.
24-07-12

*Der den 30-jährigen Krieg überstanden hat,
warum nicht auch wir die 30 Jahre währende Bahnhofszerstörung?

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Rommel,- statt Straßburger-Platz

Schockschwere Not,
jetzt ist der Straßburger Platz auch schon tot,
noch kaum mit Fundament versehen,
ist’s um seine Existenz geschehen.

Nun soll stattdessen -
und das ist vermessen -
der „Platz“ den Namen Rommels tragen,
obwohl auch er zur Zerstörung beigetragen,

doch bald in wacher Stund‘ erkannt,
dass diese Supp‘ längst angebrannt:
Bei Kenntnis wahren Sachverhalts,
hätt‘ er auch keinen Cent bezahlt.

Ein Rommel-Airport ehrt ihn schon,
Nun noch ein Lob den Abrissbirnen,
Die allezeit zu Bürgers Hohn,
Für ihre Stadtlobbyisten schwingen.

Das Dach des Bahnhofs „Platz“ zu nennen,
bringt nicht Ästheten nur zum Flennen.
Die Türmchen auf dem Bahnhofsdach,
fürs Licht der U-Bahn-Haltestelle,

geschützt, vielleicht durch Nato-Zaun,
(dass man beim Skart sich nicht verrenne,
oder an der Spezies „Betonbaum“),
macht bei den Bürgern nur Geflenne.

Lasst den Platz, der keiner ist,
weiter Pflimlin angedeihen,
Rommel, als alter Humanist,
Wird es Euch verzeihen!



Stuttgart-Untertürkheim, 01-o8-18

Eckart Schäffer




STUTTGART 21 das neue Herz Europas

Grube und andere Abgänge

Jetzt ist auch noch der Grube weg,
Lange nach Dürr und manch Sakrileg,
Doch scheint er mir gar zu bescheiden,
Will er den großen Zaster meiden?
Mehdorn nach 16 Mill‘jarden Schulden,
Ging mit 5 Mill‘jonen Euro-Gulden.

Gewarnt hatt einst nur Ludewig,
Ihm ging‘s noch um der Bahn Geschick.
Auch Grube wollt anfangs nicht recht,
Doch bald erschien ein Herrenknecht;
Fast Alle außer ihm sind fort –
Und keiner steht zu seinem Wort.

Weg auch die Firma Größenwahn,
Die Herrn von Bund, Land, Stadt und Bahn,
Die Krause, Wissmann, Tiefensee,
auch Ramsauer durfte bald gehn,
Und Teufel blickt bedrückt zurück,
Hat er die letzte (Landtags-) Wahl im Blick.

Späth und Rommel, längst verschieden,
Öttinger hat Frau Merkel vertrieben,
Mappus stellt sich selbst ein Bein,
Und ließ den Rech im Park allein.
Selbst Gönner mit dem Silberblick,
Hatt‘ mit dem Bahnprojekt kein Glück.

Schuster und sein Lügenbrief,
Mit dem er an die Urnen rief,
Wurde gar noch zum Professer,
Wird der Städtebau nun besser?
Auch Schaufler, Schmalzl, Andriof,
Sind weg und schuldig an dem Zoff.

Selbst die Architektenschaft
Hat bei dem Deal einst mitgemacht,
Riehle, Kauffmann, BDA,
Sind schon lange nicht mehr da.
Auch Stradinger von der (CDU-) Fraktion,
Steht nicht mehr im Feuilleton.

Superschlichter Geißler hat,
Gesorgt nur für ein müdes Patt.
Selbst Arnold von der SSB,
Entfernte sich aus dem Geschehn.
Und bei der Garde von der Bahn,
Hat sich auch keiner wehgetan.

Als Erster ging Chefplaner Azer,
Und, grinsend, Kefer nach manch Patzer.
Herr Drexler gab an Dietrich weiter,
Dem großen Tunnelwegbereiter:
„Überzeugungstäter, urgrünes Projekt“
Ich glaub, der hatte Einen weg.

Fraglos „weg“ auch unsre Presse,
Denn dort hat man längst vergessen,
Wie auch beim öden Spätzle-Sender,
Dass dies ein Fall der Geldverschwender.
Sie sollten selber recherchieren,
Statt an der Nas‘ uns rumzuführen.

Keiner von denen ist heut schuld,
Bahnfahrer, üb Dich in Geduld,
Denn noch Viele werden gehn,
Bis Bäum‘ auf der „Haltestelle“ stehn,
Und fährst Du mal nach Bratislava,
Nimm dir den Bus am Airport-Tower! (sprich Taua)


Stuttgart,14-02-17
Eckart Schäffer




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Neueste schwäbische Kunde
(sehr frei nach unserm Ludwig Uhland)
Als Angie Merkel lobesam
zwecks OB-Wahl zu Schuster kam,

reicht sie, trotz großem Unverstand,
den Bahnhofsgranden gleich die Hand

Was weiß denn sie vom Bahnverkehr
und von der Stuttgarter Begehr,
von
integralem Taktverfahren,
ohn‘ den viel wen‘ger Züge fahren,

Verspätungen nicht einzuholen,
die Planer ständig uns verkohlen,
auch dass die
Stadt im Tale liegt
und so der Baugrund ganz verzwickt?

Dennoch erhob sie ihre Stimme
und setzt zu unser aller Grimme
auch heute, wieder vor der Wahl,
dem
Haupt-U-Bahnhof ein Fanal.

Soll besser doch ins Ausland reisen,
auch in ihr‘ Uckermark, auf miesen Gleisen,
statt hierzuland uns zu belehren,
die wir uns gegen
Rückbau wehren.

Ins Horn bläst auch ihr
Syndikus,
wohl wissend, was das kosten muss,
egal, auch wenn sich’s nicht rentiert,
das Volk wird an der Nas rum g‘führt

Verlogen auch die neuen Kosten,
die wahren könnt man gerne posten,
Termine, die
Herr D. uns nennt,
sind getürkt und impertinent.

Ergo, Bauherr wie auch Schlichter,
die Chose wird auch dann nicht lichter,
wenn man uns jene Wahl vorhält
die man mit
Lügen einst vergällt‘.

Kapazitäten man verringert,
was den Bahnverkehr verschlimmert,
Busse, weit weg von Stadtesmitte,
welch Esel macht solch Planerschritte?

Herr Ö. bedacht‘ sich einst nicht lang:
Die Streiche sind bei uns im Schwang,
Wohnraum schafft man so für Reiche,
Man nennt sie halt nur
Schwabenstreiche.

Stuttgart-24-02-13
Eckart Schäffer
Bahnhofpflichtverteidiger

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Stuttgart 21 und die Schneckentrasse
(von 2010, aber auch 2016 noch aktuell)

Herr Heimerl saß am Schienenstrang, zu Stuttgart.
Vor lauter Gleisen ward ihm bang, als Schienenwart;
legt zwei, dann vier unter die Erde, und, kaum gedacht,
woll’n Profiteur’ und Profileure, dann deren acht.

So kam ein Wettbewerb zustande, und, große Pein,
mit Denkmalschutz am Rande, und dessen „Jein“!
Der Planer hatte nachzubessern, doch war ihm Bonatz schnurz,
ein Ignorant von Gnaden, borniert bis untern Schurz!

Ach, wärst Du doch in Düsseldorf geblieben,
im platten Düsseldorf am Rhein,
hätt’st mit den Jäcken weiter es getrieben;
in unser Stuttgart passt Du nicht hinein!

Höhlen gab’s in der Steinzeit hier in Massen,
doch Sümpfe hat man Molchen überlassen,
auch wohnte man im Trockenen, im weißen Jura,
und in die Hauptstadt selten fuhr ma’.

Doch nun bohrt man durch Gips- und Mergelformationen,
denn Bohrmaschinen müssen sich ja lohnen,
geht so auch den Fundamenten an den Kragen,
die heute noch getreu den Bahnhof tragen.

Und weil sie sich nicht ganz hinunter wagen,
wird acht Meter Maulwurfserde aufgetragen,
der smarte Herr nennt dieses „öffentlichen Platz“,
trennt Stadt und Park mit einem Satz:

„Zum Nutzen und Frommen dieser Stadt“ –
ob der was an der Schüssel hat?
Bahnportale, Gespinst’ aus Glas,
einladend, freundlich? Ich glaub, das wars!

Ein Warzenhof für Skaterfreunde,
Geländer, später Stachelzäune,
wo gibt’s denn auf der ganzen Welt,
`nen Bahnhofplatz, der so gefehlt?

Und wo gab‘s Gleise auf drei Eb’nen,
dass kreuzungsfrei sich Züg’ bewegen?
Nun legt man diese in die Röhren –
Man mag solch Stuss schon nicht mehr hören.

Verhindert damit Taktverfahren,
womit Kopfbahnhöfe künftig fahren,
und schneller sind als die im Keller,
und sicherer bei Brand und Fehlern.

Zufahrtsgleise reduzieren,
nach profitablen Flächen gieren,
so seh ich die Protagonisten,
deren Taten Strafen folgen müssten.

Human, auch für Alte und Versehrte,
das sind für mich die wahren Werte;
wo man nicht notbeschallen muss,
zur Meidung spät’ren Tinnitus.

Wofür der Architekt nur wenig kann,
ist die Verschlafenheit der Bahn,
auch die vom Land, die bis heut säumen,
die Trassenprobleme auszuräumen.

Denn die
Strecke ist des Pudels Kern,
doch die Genehmigung liegt fern!
Vergessen hat man Güterzüge,
weil Steilstrecken sie nicht genügen.

Man gräbt also ein Riesenloch –
Der einz’ge Sinn davon scheint doch,
dass in diesem Sumpf da drinnen,
Schlammbeißer um die Wette schwimmen.

Was hat der Bahnhof dieser Stadt,
der neunzig Jahr bewiesen hat,
wie Zugverkehr gut funktioniert,
getan, dass man ihn nun verliert?

Ganz einfach, leider, sind die Fakten,
doch leg ich sie nicht zu den Akten:
Die Bahn weiß leider nichts von Pflichten,
von Ethik, Baukultur, mitnichten!

Drum ließ sie diesen Bau verkommen,
der Stab der Stadt sah’s nur verschwommen,
auch Denkmalpfleger schliefen fest,
denn
sie wär’n in der Pflicht gewest!

Wie blind müssen die Macher sein, die Rommel, Schuster, Dürr und Grube,
Dass sie nicht sehn, wie insgemein, Zeit und Fakt längst aus der Fuge.
Anbindung an den Schnellverkehr, und nicht erst an Sankt Nimmerlein,
doch hat das mit dem Kopfbahnhof, nichts, aber auch rein Nichts, gemein!

Und nun, mein heutiger Rapport: die Baggerzähne sind vor Ort,
gerade fällt der nördlich Flügel, mir wird bei dem Verbrechen übel!
Was sind das nur für Demokraten, die wir gewählt, und solche Taten?
Sie sind für mich, ich sag’s, wie’s ist: unwählbar und untauglich!

Stuttgart, 25-08-10
Eckart Schäffer



Gar keine Romanze
Nach Erich Kästner

Nachdem wir lang gegen Windmühlen rannten
(und man darf sagen, wir hatten viel Mut),
kamen uns leider die Täter abhanden,
doch erhalten blieb ihrer Lügen Flut.

Nun sind wir traurig, durchaus nicht heiter,
die oben, wir unten, das ist ein Fanal,
das Zerstören, das Bauen geht einfach weiter,
und das Ergebnis für Alle: leider fatal.

Einst konnte man, vor längst zehn Jahren,
noch ändern, was man dem Volke verklappt,
doch hat ein Schuster mit linkem Gebaren
sein Wort gebrochen, das Veto gekappt.

Da Radio, TV und die Journaille versagt
nahmens die Herrscher gelassen,
doch gekämpft wurde weiter unverzagt.
Wahre Demokratie?, längst abgehakt.
Man kann es ganz einfach nicht fassen.

Stuttgart, 28-06-2015
ECKART SCHÄFFER



SCHÄFFERS ROHRGEDICHTE:



entroehrt_euch

Rohrgedichte 1

Herr Grube schaute in sein Rohr,
doch stand am andern Ende
ein Parkschützer davor,
worauf den Durchblick er verlor.

Das Rohr misst siebzehn Kilometer,
von einem End zum andern,
sagt uns der Geometer,
genug zum Park-Verschandeln!

Das Rohr bald Wasser transportiert,
der Bahnchef aber transpiriert,
denn seine Hydrologen
haben ihn angelogen.

Eckart Schäffer
Stuttgart-17-08-11

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Der Nesenbach aus Kaltental,
schon früh verrohrt und überbaut,
doch konnte man, was epochal,
im Breuninger ihn einst noch schaun.

Doch nun, beim alten Katzenstift,
man ihn durch einen Düker zwingt,
auf dass er, wie in einem Lift,
den Neuen U-Bahnhof umschifft.

Dahin ist so sein Lebenslauf,
und mit Hilfe vieler Rohre,
fließt er künftig auch bergauf,
der Ökolog kriegt rote Ohren!

Eckart Schäffer
01-09-11



Rohrgedichte 3

Rohre. Rohre, nichts als Rohre,
singt der Röhrenfreak im Chore;
Rohre, nun auf hohen Stelzen,
lassen Röhrenfans hinschmelzen,

Doch Rohre, wenn auch angemalt,
bleiben trotzdem Missgestalt.
Rohre man auch isoliert,
damit das Wasser nicht einfriert.

Rohre, Stolz der Hydrologen,
doch Pumpen sind sie nicht gewogen,
denn, so auch die Ökologen:
woher wird wohl der Strom bezogen?

Trotz jahrelanger Bürgervetos
ist es zu spät für Rohrembargos,
denn der Planer Grundgedanken,
seit jeher an der Wurzel kranken.

Eckart Schäffer
13-09-11


Rohrgedichte 5

Rund ist das
Rohr,
und lang,
und innen hohl,
als Leitungs
Rohr,
und Wasser
Rohr,
droben in
Rohr.
Und nun im Park,
blau ist das
Rohr,
auf
Rohrstelzen.
Als Blas
Rohr
und als
Rohrstock,
zu groß,
als Meer
Rohr,
zu steif.
Drinn’ schwimmt
der
Rohrkarpfen,
drauf sitzt der
Rohrspatz,
die
Rohrdommel,
mit
Rohrammer,
und
Rohrmeise,
und
röhrt.
(wg. S 21)

Eckart Schäffer






Auf de Schwäb‘sche Eisebahne 2012

Mit de schwäb‘sche Eisebahne, send se lang gnuag Schlitta gfahra,
Schtuegart, Ulm ond d‘ Gäubahn na, ond dr Bahnhof vorna dra.
Refrain: Rulla, rulla, rullala, rulla, rulla, rullala,
Schtuegart, Ulm ond d’ Gäubahn na, ond dr Bahhof vorna dra.

Bei de schwäb‘sche Eisebahne, gibts gar Viele, dia koi Ahnung
hent vom Eisebahnverkehr, dui Erkenntnis fällt halt schwer.
Refrain

Dia alte schwäb‘sche Eisebahne hat mr einst im Börsenwahne,
privatisiert ond so des Volk, enteignet, des hot koiner gwollt.
Refrain
.
Mit de schwäb‘sche Eisebahne will mer bald in d‘ Grube fahre,
ond weil se vor Ehrgeiz blend, hent se sich total verrennt .
Refrain

.Deswege steiget se in d’Höh, moinet, mer könnt dort besser seh,
vom Fliager uf die Stadt naglotza, doch des Ergebnis isch zom kotza.
Refrain
.
Dass do dronta Menscha lebat, die net in dr Keller strebet,
sondern oba bleibe wollet, auch wenn Lobbyiste grollet.
Refrain

Kaum em schiacha Bahnhof dronta, wird dr Zug uff d’Fildre gschonda,
durch des dunkle Tunnelrohr, doch mir grausts scho heut davor.
Refrain

Barrierefreier U-Bahnhof, hält mer ons vielleicht für doof?
Lauter Aufzüg ond bloß Treppa, Bahnkunda send doch koi Deppa!
Refrain
Mit de schwäb‘sche Eisebahne, kasch net überall no fahra,
denn viele Strecka liegat still, weil dr Bahnvorstand des will.
Refrain

Uff de schwäb‘sche Eisebahna, kasch au nemme pünktlich fahra,
denn des halbe Personal, wurd entlassa, knall auf fall!
Refrain

So, jetzt wär des Liadle gsonga, s’hat euch en de Ohra klonga,
ond wers net begreife ka, fang nomal von vorne a!
Refrain

Stuttgart
-06-12- Eckart Schäffer



Filderkrautsalat
und andere S 21-Delikatessen


Die Krautköpf auf den Fildern sind dagegen,
Der Bahnchef, trotz Unkenntnis, dafür;
Solch Haltung zeugt von Ungebühr,
und nicht von großem Überlegen!

Atomsicher der Flugbahnhof, weil 15 Klafter tief im Lös,
doch wenn die Rolltrepp’ streikt, wird’s bös!
So plant man am Echterdinger Ei,
hat der Bahnchef auch wirklich zwei?

Bestgeplant, doch nicht genehmigt,
Hauptsach’, man hat sich schon verewigt,
und wenn die Chose je mal steht,
sind Täter längst vom Wind verweht!

In Wendlingen wird’s ganz prekär,
denn der Tübinger Bahnverkehr
muss pokern mit der Schnellbahntrasse,
ob die ihn auch mal fahren lasse?

Und was wird aus der Gäubahnstrecke,
will man denn, dass sie verrecke,
die schöne Panoramabahn?
Das grenzt doch an Zerstörungswahn!

Da taucht man lieber untern Neckar,
die Daimler-Leute finden’s lecker,
so hat auch Stuttgart sein „Elbtunnel“,
wird damit doch zur Weltstadt, gell!

Güterzüge man nicht braucht,
denn Lastkraftwagen tun’s doch auch!!
So schnauft man auf der Alb höchste Höhen –
wie man zu Strom kommt, wird man sehen.

Soviel zu diesen neuen Trassen,
wo Technik und Kosten kaum zu fassen.
Es lebe die Geschwindigkeit,
Der CO 2-Anstieg sich freut!

Leider geht’s nicht mehr um Fakten,
Auch nicht um Kosten, den vertrackten,
und Planungsfehler sieht man nicht,
doch
das wär’ Protagonisten* Pflicht!

*die „Zeitungsfritzen“ als Versager

Stuttgart-10-07-11
Eckart Schäffer




Die Landes-Hauptstadt im August

Städtebau, in Stuttgart Hohn,
im Milaneo sieht man´s schon.
Verkehrsplanung man dort verdrängt,
da man nun mal am Auto hängt,
drum holt man diese in die Stadt,
weil man noch nicht genügend hat.
So auch im sogenannten Gerber,
Verkehren wird darum noch ärger.

Reisender, fährst Du per Bus,
sag ich Dir, wie‘s gehen muss:
Du nimmst die Bahn und fährst aufs Land,
rauf auf die Fildern, wohlbekannt,
die Zentrum bald, man glaubt es kaum,
für die vom Mittleren Neckarraum.
In Schilda Fenster man vergaß,
Ein ZOB – war da mal was?

Den Hauptbahnhof, den gibt’s nicht mehr,
man baut nur für Durchgangsverkehr,
Touristen will man hier nicht haben,
die sich wie einst am Stadtbild laben.
Rolltreppen, Aufzüg ohne Zahl,
als der Planer Ehrenmal;
auch Arbeitsplätze gibt’s am Ende,
für der vielen Reparateure Hände.

Nun, da die Stadt bald fahrradlike -
Kuhn spendet uns das Mountainbike,
(Maut für Fahrradwege ist nicht weit)
Jetzt Fahrradstadt, wie Freiburg, Münster,
Hausbesitzer seh‘n das finster:
Je Drahtesel ein Einstellplatz?
Die Grünen sind ein wahrer Schatz!
Wie wär‘s mit Parkraummanagement,
Brächt Geld und wär auch effizient?

Den Fernsehturm macht schnell man dicht
Der OB sieht sich in der Pflicht,
Es könnte ja, und wenn, dann hätte,
vielleicht man ihn an sei‘m Krawättle?
Drum holt man eine Expertise,
doch weil die wohl nicht g‘nug präzise,
muss eine weitre aufs Palett‘,
als ob die Stadt koi Fachleut hätt!

Ich freu mich auf die nächste Wahl,
Auch, wenn Beamte ohne Zahl,
und Schulmeister uns hier regieren,
und, um uns weiter vorzuführen,
ein Ministerium begründen,
wo sich kaum Experten finden,
zu integrieren, was hier schon steht;
Ob die nicht bald schon wieder geht?

Eckart Schäffer
26-08-13




Das Herz Europas
(vor dem Infarkt)

Kennst Du die Stadt im Schwabenland,
Die Stutengarten einst genannt,
Doch heute nur regiert von Hengsten
Was auch der Grund zu manchen Ängsten.
(Die Stuten beißen leider selten,
Weil sie auch heut noch wenig gelten).

So konnten Spielzeugeisenbahner,
Ohn’ Widerstand gar vieler Mahner,
Die Heimerl, Rommel, auch ein Teufel,
Ganz ohn’ Beachtung mancher Zweifel,
Wie topographischer Probleme,
Auch geologischer Extreme,
Ihr Bähnle durchs Gelände bohren.

Noch ist die Bahnschlacht nicht verloren.
Denn dank der Schwaben Lethargie

(die Bayern hatten das noch nie)
Dauert dies Bohren schon Dekaden,
Drum hängt das Ding am seidnen Faden.
Mit Kosten, die manipuliert,
Man uns in die Irre führt.

Kein Zweifel, dass die Magistrale,
West - Ost sich einmal ausbezahle,
Doch macht sie uns zu Kellerkindern –
Der
Kopfbahnhof ist viel gesünder!
Für die dreihundertausend Pendler
Wär umsteigen auch viel patenter,
Und im clev’ren Taktverfahren
Lässt sich’s unverspätet fahren.
Nicht so im Keller tief da unten,
Kaum, dass die Rolltrepp du gefunden
Und diese ausnahmsweis nicht steht:
Dein Zug nach zwei Minuten geht.

Auch ist Ästhetik hier am Ort,
Den Machern nur ein fremdes Wort,
Wie sonst könnt man den Hauptbahnhof –
Und hier schweigt auch der Philosoph –
Verlegen in den Nesenbach,
Mit Froschaugen für’s Licht vom Dach?
Dort oben plant man einen Platz,
Für Skateboarder: ein echter Schatz,
Für uns jedoch ein Warzenhof,
Rein städtebaulich, mehr als doof!

Und, als der Weisheit letzter Schluss,
Verwehrt man uns dort noch den Bus,
Verlegt ihn hoch nach Vaihingen, *
Da bleibt uns nur noch Händeringen.
Wes Geist muss da ein Planer sein
Dem fällt solch ein Schwachsinn ein?
Drum, Oh heiliger Sankt Johann,
Beschütz uns vor dem Größenwahn,
Patron der Architektenschaft,
Nur Du hast dazu noch die Kraft!

Eckart Schäffer
Untertürkheim-20-02-10




Mein Freund der Baum


Mein Freund der Baum ist tot,
ihm scheint nie mehr das Morgenrot.
Gemeuchelt von der Mörder Hand,
die nichts mit der Natur verband;
Kulturbanausen höchsten Grades,
suchen sie den Weg zum Hades,
graben mit den Herrenknechten
und beschimpfen die Gerechten.

Zu dumm, um Fehler zu benennen,
die sie ja auch schon lange kennen,
machen aus 16 Gleisen acht,
worüber man noch lange lacht.
Zwei Züge steh‘n auf einem Gleis,
ist das denn nicht der größte ……?
Der erste fährt, du sitzt im falschen,
die Reise ist somit versalzen,
und bist du gar noch stark behindert,
ist deine Weiterfahrt verhindert,
denn der Lift ist grad defekt,
und auch die Rolltrepp ist verreckt.

Nicht schlimm, du setzt dich in den Park,
der, ohne Bäume ziemlich karg,
und wartest dort in praller Sonne
auf das, was da noch kommen solle.
Die Bonzen von der Direktion,
kennen die Misere schon,
doch wollen sie nicht mehr zurück,
weil die Kassen gut bestückt,
von Stadt und Land und Region,
drum schleicht sich da die Bahn davon.

Pünktlichkeit ist eine Zier,
doch bei der Bahn geht’s ohne ihr.
Vor mir seh‘ ich 15, 20 Jahre,
-dem Pendler sträuben sich die Haare-
wo Zugausfälle und Verspätung
sind der DB neue (Götter-) Dämmerung.
Verspätung auch bei „bester Planung“,
von Kundennähe wenig Ahnung,
beim Kostenlimit ohnehin –
so gehen Zeit und Geld dahin.

Eckart Schäffer
27-01-12


scheißen tag
(ganz frei nach ernst jandl)


war diesen tag nicht ein scheißen tag
drei scheißen tag vor der scheißen alibi wahl
aus dem scheißen hauptstadt ratthaus
von dem scheißen anti demokratten obermeister
unserm scheißenen Stadtpropagandaminister
für einen oberscheißenen rolltreppen stinkenen u-bahnhoff
mit allerscheißenen glotzaugen fir scheißene licht
kam einen scheißenen brief mit scheißenen lügen
über scheißene turmhohe Ausstiegskosten
aus getürkten scheißen Phantomzahlen
und scheißen angst machen für kaputt projekt
für scheißen nachhaltig pumpensumf objekt
mit scheißenen nesenbach dükern für ewig
sein ein scheißenen tag für sex und siebzig tausend
ein scheißenen woche vor ein scheißenen wahl
wg ein scheißen kaputtmach arschitek
und einen oberscheißenen nixversteh bahnschef
weil scheißenen Quorum kein scheißene schangse
und wg oberscheißenen s-einundzwansig kartell
für niemals und nie scheißenen kopfbahnhof
sein brief echt zum tot scheißen



Stuttgart-24-11-11
Eckart Schäffer
Bahnhofspflichtverteidiger