Notizen:
Eine 5. Auflage vom Oktober 2011, wenige Wochen vor dem Volksentscheid, am 24. August 2013 immer noch im Netz!
 http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/?id=
272&tx_smediamediathek_pi1%5Bmedium%5D=229&L=
1&cHash=564e286ca3cdd1dcbc498e6baebb78c1

Auch die 5. Auflage der „21 guten Gründe für Stuttgart 21“ vom Oktober 2011 enthält dieselben groben Fehler und ist eine unlautere und irreführende Werbung für das Projekt. Beispiel aus Grund 13 „Die Stadt wird schöner“: „Die berühmte Platanenallee wird nicht mehr an den Rand des Parks gedrängt sein, sondern gewinnt ihre alte Funktion als Zentralachse zurück. ...Das erhöht gelegene Schloss Rosenstein bekommt seine alte Rolle als Fluchtpunkt einer Blickachse zurück.“ Beide Behauptungen habe ich als Luftblasen ohne jeden Wahrheitsgehalt in meinem Vortrag entlarvt, Flügel-tv, ab Minute 37. Dazu gestellt ist auch wieder das unsägliche Werbebild vorher / nachher, „ein kapitaler Verdummungsversuch oder die Unfähigkeit der Verantwortlichen“ .

Hier das .pdf der 21. guten Gründe, 5. Auflage, zuletzt verteilt im Rathaus und Turmforum
im Spätherbst 2013:
201110-21_gute_Gruende (2)


Ganz falsche Werbung
Mittwoch 02. November 09:20 2011
„Der Kopfbahnhof ist an seine Kapazitätsgrenze gelangt. Die neue Station lässt als Durchgangsbahnhof deutlich mehr Bahnverkehr zu.

„Im heutigen Gleisvorfeld kreuzen sich die Gleise vielfach, die Züge behindern sich daher gegenseitig bei der Ein- und Ausfahrt.“

„Die Beibehaltung des jetzigen Kopfbahnhofes könnte die bestehenden Kapazitätsengpässe nicht beheben.“
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Wer zeichnet für
21 gute Gründe für Stuttgart 21“ verantwortlich?


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Es gibt jetzt eine 2. Auflage,  http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/?id=272&tx_smediamediathek_pi1%5Bmedium%5D=229&L=1&cHash=564e286ca3cdd1dcbc498e6baebb78c1




Die Arbeit mit einem Vergleich mit der 1. Auflage möchte ich sparen. Als Beispiel der Beschönigung und Falschinformation sei das Bild auf Seite 7 gezeigt. Hier wird ein Engpass angeprangert, der sich beim näheren Hinsehen als das geniale „Tunnelgebirge“ herausstellt, bei dem die Züge in drei Stockwerken übereinander fahren und der deshalb mitnichten ein Engpass ist.



Auf der gegenüberliegenden Seite heißt es:

2. MEHR ZÜGE IM DURCHGANGSBAHNHOF

Der Kopfbahnhof ist an seine Kapazitätsgrenze gelangt. Die neue Station lässt als Durchgangsbahnhof deutlich mehr Bahnverkehr zu. Das bedeutet mehr umweltfreundliche Mobilität im Land.

Das „entspricht nicht der Wahrheit“ und wütend darüber fällt einem „Lügenpack“ ein.

Die neueste CDU-Werbung von Ende Januar 2011 (Postwurfsendung an alle Stuttgarter Haushalte mit mehreren Prospekten von „guten Argumenten“ liegt genau auf dieser Linie und wird als „Werbezumutung“ von Fritz Möbus im Detail kommentiert.

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Seit Jahresanfang 2009 gibt es die kleine Broschüre „21 gute Gründe für Stuttgart 21“, Herausgeberin: Landeshauptstadt Stuttgart, Stabsabteilung Kommunikation, Stand: Dezember 2008 im quadratischen (Pixi-) Kleinformat 11x11 cm

Viele Argumente für S21 - und ein paar Standpunkte hierzu
"Wenn wir S21 nicht bauen wird Stuttgart vom Bahnverkehr abgehängt." - Die Bahn fährt dort hin wo die Kunden sind. Stuttgart ist heute ein sehr wichtiges Ziel und wird es auch ohne S21 bleiben. - Stuttgart wird nicht bedeutender nur weil mitten durch die Stadt eine unterirdische Hochgeschwindigkeitstrasse führt.

S21 ist demokratisch legitimiert." 1995 wurde abgestimmt. Nur wusten die Politiker damals nicht was heute alles bekannt ist: - Die enormen Kosten (S21 sollte sich ursprünglich durch die Grundstücksverkäufe selbst finanzieren) - der geringe bahntechnische Nutzen (mitlerweile durch mehrere Studien der S21 Befürworter belegt) - die bis heute nicht abschätzbaren Risiken aufgrund von 60 km Tunnel durch schwierigstes Gebirge mit Höhlen - die bis heute nicht nachgereichte Kosten/Nutzenrechnung - eine Selbstverständlichkeit für jede Investitionsentscheidung
Die Parlametiarier konnten 1995 gar nicht wissen über was abgestimmt wurde. Kann eine Entscheidung demokratisch legitimiert sein, wenn diese auf unvollständigen oder gar falschen Informationen beruht? Der Bundesrechnungshof hat mangelnde Information der Parlamente wiederholt kritisiert, zuletzt 2008: Siehe hier, letzte Seite: Der BRH fordert dazu auf die Parlamente über die Risiken des Projektes zu informieren. Offenbar ist dies bis mindestens 2008 - also 13 Jahre nach der Abstimmung - immer noch nicht geschehen.

"20 Jahre Plaung und Diskussion sind genug." - Die Dauer einer Diskussion oder einer Planung allein sagt nichts über deren Qualität. - Die bis heute offensichtlichen Mängel zeigen, dass der Diskussions- und Plaungsprozess sehr ineffizient verlaufen sein muss. - Schlechte Pläne werden nicht besser nur weil man diese über viele Jahre stur weiter verfolgt.

"Es werden neue Flächen zur Bebauung frei." - Die frei werdenden Flächen sind sehr teuer und erzwingen eine für Investoren heutzutage unattraktiv dichte Bebauung. - Das Gebiet um die neue Stadtbiliothek ist bereits seit vielen Jahren bebaubar. - Die Stadt sucht seit Jahren verzweifelt Investoren - bislang ohne jeden Erfolg.

"S21 ist einfach nur schlecht kommuniziert." - Wenn es triftige und nachprüfbare Argumente für S21 gäbe, bräuchte man diese ja nur zu nennen. - Die in den Reklamekampangen aufgestellten Behauptungen sind kaum bis gar nicht nachprüfbar. - Viele Informationen werden als Betriebsgeheimnisse der Bahn AG klassifiziert, die jedoch für eine Meinungsbildung fundamental sind. - Kein einziges Gutachten legt bis heute nahe, dass S21 umfassende Verbesserungen für Bahnkunden bringen wird.

"Der Widerstand kommt zu spät. Die Bürger von Stuttgart hatten genug Zeit und Gelegenheit an S21 mitzuwirken." Hier ein Video von einer Bürgerbeteiligungsveranstaltung in 1997. Hier kann man sehen wie dies ablief: Vorgabe war von Anfang an, dass alles bleibt wie es geplant wurde. Interessant auch, dass Wolfgang Schuster damals davon ausging, dass der Denkmalschutz respektiert wird. Und schon damals gab es Bürger, die eine Bürgerbefragung gefordert haben. Dies ist letztlich auch ein Beweisdokument, das der Widerstand gegen S21 so alt ist wie die Projektidee selbst.

"Auch andere Projekte waren sehr teuer. Jetzt sind wir in BW mal dran!" In diesem Zusammenhang wird gern der Berliner Hauptbahnhof genannt. Oder es wir angeführt, dass man die Gelegenheit Bundes- und EU-Mittel zu verbraten ausnutzen muss. Es wird dabei immer betont, dass man solche Fördermittel nie wieder bekommt. Eine einmalige Gelegenheit! Einmalig vermutlich weil man davon ausgeht dass man Bund und EU nicht noch einmal über den Tisch ziehen kann? Schlechte Entscheidungen andererorts machen unsere hier vor Ort nicht besser oder auch nur vernünftig.

"Durch S21 steigt Stuttgart in die Liga internationaler Weltstädte auf." Eine Weltstadt zeichnet sich in erster Linie durch die Haltung seiner Menschen aus. Eine unbelehrbare Betonkopfmentalität ist sicher nicht die Haltung, mit der man sich international Respekt verschafft. Coolsein kann man sich auch nicht durch prozige Bauwerke erkaufen (wie z.B. die LBBW).
Für jene die dieser Argumentation nicht folgen mögen: Das
höchste Gebäude der Welt hat gerade einmal 1 Milliarde gekostet. Man könnte also für das Geld von S21 auf jeden Hügel rund um Stuttgart einen solchen 830 Meter hohen Koloss bauen. Wir bekommen fürs gleiche Geld aber nur eine unterirdische Haltestelle mit vier Bahnsteigen. Ungefähr doppelt so gross wie die heutige U-Bahn Haltestelle am Hauptbahnhof. Fraglich ob ein solches Bauwerk einen Investor so fasziniert, dass er daraufhin unbedingt in Stuttgart investieren will.

"Durch S21 werden die Bahnverbindungen schneller." 1995 brauchte man mit der Bahn von Stuttgart nach München mit guter Pünktlichkeit 2:01. Reisezeit heute 2:24 aufgrund von schlechter Instandhaltung der Strecke. Mit S21 sollen es dann ab 2020 ungefähr 1:58 sein. Aber nur wenn man nicht am Flughafen hält: sonst dauerts 2:06. Im Regionalverkehr gibt es in Summe keine Verbesserungen durch S21. Der heutige Bahnhof ist der zweit pünktlichste in ganz Deutschland und ist bei weitem nicht ausgelastet. 80% der Fahrgäste eines Zuges steigen in Stuttgart aus oder um (Regionalverkehr auf Fernverkehr und andersrum). Es gibt also nur recht wenige Reisende die tatsächlich mit dem Zug durch Stuttgart durchfahren. Eine Fernverkehrshaltestelle wie Frankfurter Flughafen (der hat 7 Gleise) ist daher für Stuttgart ungeeignet.

"Durch S21 wird der Flughafen besser an den Hauptbahnhof angebunden." Am Flughafen werden nur 2 ICE's pro Stunde halten. D.h.: 15 min Wartezeit, dann 8 Min Fahrzeit = 23 Min im Schnitt. Nachteilig ist hierbei dass der neue Flughafenbahnhof vom Flughafen weiter weg liegt als der heutige S-Bahnhof und man daher weiter laufen muss. Das ist insgesamt kaum besser wie die S-Bahn, die bisweilen im 10 Min Takt fährt und direkt unter dem Flughafen hält.

"S21 schafft nach Fertigstellung 10.000 neue Arbeitsplätze." - Die 10.000 sollen nicht aufgrund des neuen Bahnhofes entstehen, sondern aufgrund die Neubaustrecke nach Ulm (NBS). - D.h. nach dem zugrunde liegeneden Gutachten würden diese Arbeitsplätze auch entstehen, wenn nur die NBS gebaut wird. - Insgesamt ist zweifelhaft ob jemand >10 Jahre in die Zukunft vorhersagen kann wie die Arbeitsplatzsituation dann aussieht. - Es sollen 11.000 neue Wohnungen für ca. 30.000 Bewohner gebaut werden: 10.000 Arbeitsplätze sind allein für die Neustuttgarter zu wenig. - Bei 7 Milliarden Gesamtkosten kostet ein einziger Arbeitsplatz 700.000 Euro. Eine unwirtschaftliche Methode Arbeitsplätze zu fördern.

"Verträge müssen gehalten werden. Das Projekt kann daher nicht beendet werden." Erst letztes Jahres wurde S21 davon abhängig gemacht, das die Kosten für S21 und NBS unter 6.5 Milliarden bleiben. Man ging also davon aus, wenn dieses Limit nicht einzuhalten sei, dass man das man dann S21 beenden muss / kann / wird. Genau dieser Fall ist eingetreten und nun musss auch der Ausstieg aus S21 möglich sein. Ein unsinniges Projekt sollte man beenden, sobald man es als unsinnig erkennt.

"Die S21 Gegener sollen für die Polizeieinsätze zahlen." Es geht hier um ein per Grundgesetz garatiertes Demostrationsrecht. Wenn Demonstraten die Einsätze zahlen sollen, müssten auch Besucher des Canstatter Wasens für die Polizeipräsenz und die Alkoholkontrollen zahlen.

Wer mehr als 7 Milliarden investieren will muss gute und belegbare Argumente haben. Die öffentlich zugängliche Sachlage hierzu ist nach 20 Jahren Plaung bemerkenswert dünn.